„Close your eyes and see“ formuliert Impressionen – eine wertungsfreie Darstellung von Inhalten und Begriffen. Ästhetisch und fast ohne Funktion. 2010 präsentierten wir die Ausstellung „Close your eyes and see – Berlin“ auf der Expo in Shanghai. In Zukunft möchten wir Deutschland und Europa mit ihren politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Errungenschaften präsentieren. Das Konzept bleibt bestehen. Die Sprache der Gestaltung bliebe ähnlich. Die zu präsentierenden Exponate, Modelle, Objekte, Informationen etc. ändern sich und beziehen sich auf Deutschland oder Europa: „Close your eyes and see – Deutschland“ oder „Close your eyes and see – Europa.“
Mit Ihnen möchten wir dieses Konzept aktuell erarbeiten und der Welt unsere gemeinsame Botschaft präsentieren.
Mehr
Die Installation
Neben den dunklen, beleuchteten Modellen werden Begriffe, die Deutschland/Europa ausmachen, als dreidimensionale Schriftzeichen skulpturengleich in den Raum gestellt und den Interpretationen der Besucher ausgesetzt. Die die Ausstellung begleitenden Fotos sowie die Tastobjekte nehmen den Begriffen einen kleinen Teil ihrer Neutralität und lenken die Vielseitigkeit unterschiedlichster Sichtweisen in Richtung Deutschland/Europa. Ganz bewusst wird auf eine multimediale und animierte Darstellung verzichtet. Eine verschleiernde Hülle umschließt einen Erlebnisraum, der nicht auf den Besucher zugeht, sondern ihn um Erkundung und spielerisch, sinnliche Wahrnehmung bittet. Zurückhaltend und fast still soll das hör- und fühlbare Deutschland/Europa sichtbar gemacht werden.
Aufbauvarianten
Der Parcours am Beispiel Deutschlands
Der Gast setzt sich eine bedruckte Dunkelbrille auf, die er als Souvenir behalten kann. Geleitet durch ein Geländer startet er in Deutschlands Hauptstadt Berlin. Dort wird er durch Stadtgeräusche und internationales Stimmengewirr am Brandenburger Tor begrüßt. An einem Tastmodell kann er das Symbol der Deutschen Einheit mit Händen begreifen, unter seinen Füßen spürt er den Asphalt der Großstadt. Auf seinem Weg vorbei an Schiller und Goethe geht er über Pflastersteine, Wiesen und Sandwege, bis er zum Schloss Neuschwanstein gelangt, um dort das Märchenschloss von König Ludwig II. von Bayern in die Arme zu schließen. Nun treibt ihn die Neugier, weitere Wahrzeichen des Landes zu begreifen. Tastobjekte wie das Holsteintor, die Elbphilharmonie, die Himmelsscheibe von Nebra und andere Highlights machen ihn zum Touristen. Über wechselnde Oberflächen, begleitet von einer Geräuschkulisse aus Stadt und Land, erkundet er gotische Architektur, ein Schwarzwaldhaus, das Rheintal mit der Loreley und vieles mehr. An einem „Sandstrand“ kann er verweilen, einen Leuchtturm entdecken und den scheinbar vorüberfahrenden Schiffen zuwinken. Um in die Ferne sehen zu können, nimmt er seine Brille ab und entdeckt die amüsanten, abenteuerlichen und mutigen Tast- und Hörversuche der ihm folgenden Deutschlandgäste. Am Ausgang erwartet ihn eine überraschende Erkenntnis. Was er hier spielerisch erfahren hat, ist für einen blinden Menschen alltäglich.
Impressionen von Close your eyes and see Berlin auf der Expo 2010 in Shanghai
Eine dreidimensionale Satireshow – eine wahre Verschwörungstheorie – mit 13 historischen Beweisen aus dem Jahre 2011
Vorwort
Die Ausstellung „Im Zeichen der Kunst“ ist gedacht als eine unterhaltsame, mit der Macht der Zeichen spielende und von diesen Anspielungen lebende Selbstdarstellung des Unternehmens VW. Das Unternehmen kann diese Ausstellung gleichermaßen als „sonderbar,“ als „merkwürdig,“ als „einzigartig“ – kurzum: als „sensationell“ – präsentieren.
Sie ist ein sich selbst ironisierendes, dabei die Assoziationen des Besuchers stimulierendes Betrachtungsangebot, in dessen Fokus das wiederkehrende Emblem des Unternehmens steht. Das Emblem – oder, wenn dieser Begriff geeigneter scheint, das Symbol – des Unternehmens VW ist sozusagen der „rote Punkt,“ der sich versteckt in den verschiedenen Kunstwerken wiederfindet und zum Profil des Unternehmens verbinden lässt. Wichtige Elemente dieser emblematischen Profillinie sind der Spaß und die Freude am zeichenhaften Spiel, die Freude an der Wiedererkennung und der konstruktive Umgang mit der Phantasie, der zum Emblem die passende „Kunstgeschichte“ liefert. Das Prädikat, das das Ergebnis beschreibt, lautet mit einem Wort: „bemerkenswert.“
Die Veranstalter können die Ausstellung europa- oder sogar weltweit als „sonderbare,“ „einzigartige“ und absolut „sensationelle“ Kunstausstellung präsentieren. Sie soll und darf „abgedreht,“ „durchgeknallt“ und „spleening“ erscheinen – zum Prädikat „bemerkenswert“ stellt dies keinen Widerspruch dar. Denn Form und Inhalt liegen abseits vom sogenannten „Normalen,“ sie ist eben anders – und darf und soll dabei selbstironisch sein.
Damit dieser Spannungsbogen aufgebaut werden kann, lebt sie auch von der Präsentationsform, in der sie dem Betrachter angeboten wird: Die Ausstellung soll in traditioneller musealer Präsentationsform erlebbar sein, auf besondere übertragene Weise als erfahrbar. Die museale Präsentationsform ist Teil der Fiktion, Bestandteil der Konstruktion um die emblematische Kunstgeschichte, die hier erzählt wird. Das museale Moment der Umgebung erlaubt dem Betrachter das Eintauchen in eine fiktive Tradition, eine Teilhabe am Spiel mit Anspielungen und Phantasie.
So sehe ich die einmalige Sammlung von „neuen Originalen“ – die sich im Besitz der Gesellschaft „Im Zeichen der Kunst“ befindet – als Gesamtkunstwerk. Damit dieses Gesamtkunstwerk auch als solches funktionieren kann, sollten die Werke in entsprechenden Umgebungen ausgestellt werden: Kunsthallen, Museen und andere Institutionen, die Kultur präsentieren, stellen den geeigneten Rahmen dar, aus dem sie (und dies ist Teil der Inszenierung) auch gleich wieder herausfallen. Im wahrsten Sinne des Wortes treiben wir ein „doppeltes Spiel“ – mit der Emblematik des Unternehmens als dem einzigen konstanten, damit also stabil wahrhaftigen Assoziationsanker in die Wirklichkeit. Die Ausstellung verstehe ich somit als Kunstinszenierung, in der die „neuen alten Meister“ ganz so wie die authentischen „alten Meister“ angekündigt und gezeigt werden.
Das gesamte Setting bedient genau diesen Anspruch und diese Erwartungen. Teil der Inszenierung sind etwa die typischen Sicherheitsvorkehrungen: Die kostbaren „neuen alten Meister“ werden durch „Panzerglas“ geschützt, sie befinden sich unter „strengster Bewachung“ und sind abgesichert durch „modernste und wirksame“ Alarmanalagen.
Das Unternehmen VW präsentiert sich in diesem ganzen Umfeld und Kontext im wahrsten Sinne des Wortes „auto-nom,“ es ist souverän – also fast „autofrei,“ repräsentiert nur durch sein LOGO. Aber jenes ist konstant und wahrhaftig: überall auffindbar, stabil und immer wiedererkennbar als einziges authentisches Symbolelement der ursprünglichen, jetzt verfremdeten Kunst der alten Meister.
Burkhard Lüdtke
Prof. Dr. Hundertstein
Prof. Dr. Albert Hundertstein, Initiator dieses einmaligen Ausstellungsprojektes und Gründungsmitglied der „Gesellschaft im Zeichen der Kunst,“ ist seit der fulminanten Enthüllung seiner Forschungsergebnisse jedem interessierten und aufmerksamen Beobachter ein Begriff: Als Entdecker des Zeichen der Kunst ein medienscheuer Philanthrop, als Kunstgeschichtler ein selbstbewusster Alleingänger auf dem Weg zum bescheidenen Triumphator.
Während einer Exkursion in Ägypten wurde er zum ersten Mal mit dem „Zeichen der Kunst“ konfrontiert. Dieser Augenblick sollte sein zukünftiges Leben bestimmen. Zu jenem Zeitpunkt im 13. Semester, kurz vor Beendigung des Grundstudiums, erfassten ihn Forscherdrang und Erkenntniswillen. Mit serpentinaler Geradlinigkeit beendete er sein Studium, assistierte beim berühmten Prof. Dr. von Meineid und promovierte zum Thema „System und Chaos in der Kunst.“ Er hielt zahlreiche Vorträge und veröffentlichte seit Beginn seiner Forschungstätigkeit in regelmäßigen Abständen bedeutende Monografien (u.a.: „Das geheimnisvolle Dekolleté,“ „Der visuelle Urschrei,“ „Die Wissenschaft des Unwissens“ und „Die Logik der Fantasie“), in denen er der interessierten Fachöffentlichkeit seine Ergebnisse und Einsichten gleichermaßen gelehrt wie unterhaltsam präsentierte.
Heute lebt, lehrt und forscht der über 80 jährige Hundertstein in Oxbridge und ist stolz darauf, einen Stab von auserwählten Experten lenken zu dürfen. Seine Mitarbeiter arbeiten gegenwärtig an der historisch-kritischen Gesamtausgabe der wissenschaftlichen Schriften Hundertsteins.
Die entstehende Gesamtschau des umfassenden Lebenswerks Hundertsteins belegen eindrucksvoll, dass die Entdeckung des „immer wiederkehrenden Zeichens“ eine der entscheidenden Einsichten der modernen Kunstgeschichte darstellt. In der aktuellen Diskussion der Kulturtheorie setzt sich das hundertsteinsche Paradigma immer erkennbarer durch. Die kritische Gesamtausgabe der Hundertsteinschen Schriften setzt diesem Faktum auch ein literarisches Denkmal.
Kunstwerke und das Zeichen
Der semiotische Urknall: Die Genese des „V“
Auszug aus einem Vortrag für die Internationale Historikerkonferenz in Rom (2009)
… auf den Tag genau, vor 30 Milliarden Jahren, an einem Montag, entstand der Kreis. Unter dem Symbol der Unendlichkeit, ohne Anfang, ohne Ende und Dazwischen gaben und geben sich die Gezeiten (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) ständig die Klinke in die Hand. Der Kreis wurde von den verschiedenen Kulturen schon lange vor uns akzeptiert.
Konkretisiert wurde er bei den alten Ägyptern. Der Zufall wollte es, dass auch die Sonne die Form eines Kreises hatte und neben ihrer Rundheit noch einige andere Vorteile besaß. Die Ägypter entschlossen sich und die Sonne zu verehren. Obwohl sie ganz schön weit weg war, bildete sie den Mittelpunkt.
Ihrem geistigen Weg zur Sonne als Mittelpunkt gaben sie eine Form, es war das die Form des sich dem Himmel öffnenden Dreiecks, „V“. Für die Ägypter bedeutete es unendliche Weiten und ferne Welten, mithin den Weg ins Universum.
Das Zeichen des Sieges im endlosen Lauf der ewigen Zeit war geboren, verknüpft mit der Aussage „Erstmal für immer …“.
Studienfragmente zu Kreis und Dreieck, Prof. Hundertstein, 1951
Mehr zum semiotischen Urknall
Das Dreieck war für sie das perfekte Gebilde einer symbolisierten Polarität. Auf der Spitze stehend suggerierte es Öffnung und Aktivität, gedreht übernahm es die Funktion der inneren Ruhe und des ewigen Schutzes.Nur Tage später entschloss man sich, das „V“ zur geistigen Basis für den Bau der Pyramiden zu bestimmen. Für die einen waren und sind sie zu Stein gewordenen Kommunikationszentren zwischen Himmel und Erde. Für die anderen bleiben sie lediglich Einweckgläser für Mumien oder königliche Frischhalteboxen – wenn auch qualitativ besonders gute.
Die Ägypter lebten mit dem „Gestern“ sehr gut im „Heute“ und sicherten sich mit logistischem Geschick erfolgreich Richtung „Morgen“ ab – und in allen drei Zeiten wollte man nach oben schauen. Darum bekam jede Zeit ihr offenes „V,“ und somit entstand schließlich der Kreis mit den drei „V’s“.
Phaeton
Der Himmelswagen kehrt zurück Die heiligste aller Sportarten war den Menschen der Antike das Wagenrennen. Um die schnellsten Siege stritten sich nicht nur Götter. Die vielbewunderten Fahrten wurden auch für das Volk veranstaltet; der Wagen des Volkes fand so im Wagenrennen seien Ursprung. * Phaetondarstellung auf schwarzfiguriger Amphore
O, Zeus, ein Rennen Dir zu Ehren. Der Zeiten Lauf gabst Du ein Bild. Das Zeichen des Triumphes tragen wir Dem Pfeile gleich zu Dir in den heiligen Olymp.
Phantalos.
Discobolos
Du Jüngling, beschenkt mit endloser Kraft und Schönheit, werfe das Zeichen in deine unsichere Zukunft.
Theatrales v. Milet
Antike Quellen Fragmente griechischer Dichtung lassen uns in der mitreißenden Kraft des dramatischen Wortes die Gedanken über das wahre Symbol des Sieges in diesen Zeiten spüren.
Discobolos von Myron, Marmor, verschollen geglaubtes griechisches Original (ca. 460-450 v. Chr.), Im Besitz der VW AG
Das geheimnisvolle Dekolleté
…Mona Lisa hing vor mir, 76,8 cm × 53 cm, 1000 × gesehen, 1000 × ist nichts geschehen. Voller Überzeugung, dass etwas mit der Bildkomposition nicht stimmte, versuchte ich – wie schon so oft – das Rätsel der „Schönen“ zu entschlüsseln.
In den Händen hielt ich die Liste jener entscheidenden Merkmale, die während meiner jahrzehntelangen Studienarbeit zum Format einer Bibel herangeschwollen war. Nicht ahnend, dass ich heute eine der größten Lawinen der Kunstgeschichte lostreten würde, ging ich die Fakten des kleinen Bildes noch einmal durch. Immer wieder hinterfragte ich die einzelnen Bildkomponenten in ihrer konkreten Form.
Mona Lisa… du heilige Kopie von Meisterhand. Ohne Funktion – nur schön.
Unbekannt
Mehr zum geheimnisvollen Dekolleté
Bildaufbau
Farbgebung
Format
Komposition
Landschaft
Kleidung
Haltung und Geste
Frisur
etc.
Und immer wieder wurde meine analytische Vorgehensweise durch ihr Lächeln unterbrochen. Ohne Zweifel, dieses geheimnisvolle Lächeln war das kompositorische Zentrum des Bildes – aber geheimnisvoll, so lächelt fast Jede. „Da war noch mehr!“ Ich kämpfte gegen ihr Lächeln an – es war dies ein Kampf zwischen Herz und Verstand, ein Ringen zwischen Ästhetik und Funktion.Und heute war der Tag des Verstandes. Besessen vom Augenblick der Erkenntnis, getrieben vom Drang des Entdeckens jonglierte ich wieder und wieder mit den Inhalten dieses Meisterwerks umher. Was macht dieses Gemälde so anders? Keine spektakuläre Landschaft – ja sogar ein Fehler am Horizont (zwei Ebenen)! Technik der Verschleierung; keine große Geste der Porträtierten; kein überproportionales Format, eher klein; keine prachtvolle Kleidung; kein besonderer Schmuck.Schmuck? Sie trug keinen Schmuck. In der Portraitmalerei der Renaissance ein unabdingbares Stilmittel. Mein Unter- bewusstsein vermutete dieses so elementare Accessoire auch auf jenem Bilde und fand ihn an diesem noch nicht ausgegrabenen Ort, dem Dekolleté, diesem Ort imaginärer und phantasievoller Vorahnung. Meine Enkel hatten mir erzählt, es gäbe in der modernen Welt einen Trend, der unbändig Freude ausdrücke: das Spiel auf der Luftgitarre. Auf dieser imaginären Gitarre spielte ich mein nicht enden wollendes Solo. Das von mir schon lang Erahnte konnte ich nun endlich zum ersten Mal in konkrete Fragen umwandeln.
Warum diese Nacktheit?
Was steckt unter ihrem Dekolleté?
Wurde es übermalt?
Wenn ja, was war der Beweggrund?
Dies sind die immer wiederkehrenden Momente, in denen sich Forscher und Wissenschaftler gern von abenteuerlichen Spekulationen verführen lassen. Wohlwissend um diese Gefahr gab es nur einen Weg: die Röntgenanalyse. Am nächsten Tag schon fragte ich beim Louvre an und bat um einen Termin für diese aufwändige Untersuchung, um eine Antwort auf meine drängenden Fragen zu finden.Dieser Termin wurde mir mit der Begründung, die Untersuchung des Gemäldes sei abgeschlossen und keinerlei neue Erkenntnisse seien zu erwarten, versagt. Besessen vom Glauben, dass in Mona Lisas Dekolleté eine kunstgeschichtliche Sensation schlummerte, war ich fest entschlossen, der Geheimnisvollen das verborgene Mysterium um jeden Preis zu entreißen, um es der Nachwelt zu offenbaren.Der Preis für diese Enthüllung würde hoch sein, das war mir klar. Ich sah mich genötigt, einen Weg einzuschlagen, von dem andere Wissenschaftler nicht in ihren kühnsten Träumen zu träumen gewagt hätten …Einige Auszüge dieser umfangreichen Gedanken werden hier bewusst und lediglich „impressionistisch“ angedeutet und sollen beim Leser – in Erwartung des Gesamtwerkes – Neugierde wecken. Hier wird die wissenschaftliche Beweislast eine noch nie dagewesene Schwerelosigkeit erfahren.
Offener Brief im Jahrbuch „Kunst und Wissenschaft“
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
viele von Ihnen waren über die Absage des Louvre am 18.01.2000, mit der uns die Genehmigung für eine Röntgenaufnahme des Gemäldes der Mona Lisa verwehrt wurde, äußerst empört. Ich danke Ihnen abermals für Ihr kollegiales Mitgefühl.
Im Jahresbuch 2000 versprach ich Ihnen, dass ich fest entschlossen war, der Mona Lisa das Geheimnis ihres Lächelns dennoch um jeden Preis zu entreißen. Und der Preis, der gezahlt werden musste, war hoch.
Ein ungewöhnlicher Weg Im Sommer 2000 begann ich mit den außergewöhnlichen Recherchen, von denen ich behaupten kann, dass noch nie ein Wissenschaftler vor mir ähnliche Anstrengungen unternommen hat. Ich suchte ausgewiesene Spezialisten, jedoch aus einem Bereich, welcher der Kunst bisher sehr kontraproduktiv gegenüberstand. Ein Tabubruch war notwendig, erzwungen durch die Gegebenheiten: Ich machte mich auf die Suche nach den Königen der Museumskriminalität. Sie sollten von mir den Auftrag bekommen, die behutsame „Ausleihe“ der Mona Lisa vorzunehmen.
Mehr zum Thema
Die Leihgebühr betrug zwei Millionen.Die Spender dieser Summe wollten anonym bleiben, ich gab ihnen mein Ehrenwort, sie nicht zu nennen. Meine Auftragnehmer (ich nenne sie ausdrücklich „Partner“) leisteten hervorragende Arbeit und erfüllten den gemeinsamen Vertrag bis zur letzten Konsequenz.
Der Tag der Wahrheit: Am 28.12.2000 hielt ich die Frau meiner schlaflosen Tage zum ersten Mal in den Händen. Ein nie gekanntes Gefühl von Unsicherheit kam in mir auf. Und mehr noch: Was wäre, wenn ich mich geirrt hätte und die Aktion lieferte nicht das erwartete Ergebnis? Die Allgemeinheit würde mich noch allenfalls zu einem zu bemitleidenden und wirren Schmierfinken herabwürdigen. Für Sie, liebe Kollegen, wäre ich ein erbärmlicher Hochstapler und Hehler zugleich. Und ich fragte mich: Hat auch mich das Virus des wissenschaftlichen Selbstbetrugs ergriffen?
Die Vorbereitungen für den Röntgenprozess waren getroffen. Ich benutzte das absolut neue BLO-815-Verfahren, das an der Technischen Universität Berlin entwickelt wurde und das jetzt mit der Untersuchung der Mona Lisa seine heimliche Premiere feierte.
Ich schaute der Geheimnisvollen tief ins Dekolleté und sah etwas, was vor mir kein Dritter gesehen hatte: den Schatten einer Kette, und an dieser Kette befand sich ein rundes Etwas. Meine Mitarbeiter filterten unter Einsatz der bildwiedergebenden Verfahren das noch undefinierte Etwas heraus. Wir legten diesen Bereich frei – und da war es wieder: „Das Zeichen der Kunst.“
Heute kann ich sagen, dieser Weg war kein leichter, aber für die Kunstgeschichte der einzig Richtige. Für mich waren die letzten Jahre die unerträglichsten meines Lebens und auf Grund meines Alters von riskanter Enge. Die Straftat, die ich für die Forschung auf mich und mein Gewissen nehmen musste, ist verjährt. Mona Lisa lächelt unbeschädigt weiter. Und die Wissenschaft ist steinreicher geworden.
Das „Zeichen der Kunst“ und Leonardo da Vinci
„Proportionsschema der menschlichen Gestalt nach Vitruv“ (der vitruvianische Mensch), Leonardo da Vinci, 1492, (1485/90), Feder und Tinte, 34,4 x 24,5cm, Venedig, Galleriadell‘ Accademia
In (bisher) zwei Schlüsselwerken Leonardo da Vincis fanden wir das „Zeichen der Kunst“: an der Kette der Mona Lisa und im den „Vitruvianischen Mensch“ umgebenden Kreis. Leonardo sah in diesem Symbol die absolute, in sich ruhende Linienform, die sich konsequent der Proportionslehre unterwirft. Er verehrte dieses Zeichen. Aus seinen in Spiegelschrift ausgeführten Handschriften sind uns Zeilen überliefert, deren Bedeutung erst jetzt vollständig klar werden konnte:
Des Spiegels Täuschung hälst du stand.
Albrecht Dürer
*Selbstbildnis im Pelzrock, Albrecht Dürer, 1500, Öl auf Holz, 67 x 49 cm, Alte Pinakothek München
Original oder Fälschung?
Sixtinische Madonna (Detail), Raffael, 1513-1514, Öl auf Leinwand, 265 x 196 cm, Gemäldegalerie, Dresden
„Sixtinische Madonna“ bzw. „Spielende Engel mit Käfer“
Es handelt sich hier um ein 1513-1514 n. Chr. entstandenes Ölgemälde auf Leinwand von Raffaelo Santi, genannt Raffael. Popkulturelle Bekanntheit erlangten insbesondere die beiden Engel am unteren Bildrand. Nach eingehender Infrarotreflektographie steht fest: Auf dem Gemälde spielten die beiden Engel ursprünglich mit kleinen Käfern.
400 Jahre versteckten die Engel die Käfer. Am 02. April 2010 wurden sie aus ihren kleinen Händen freigelassen. In der jahrhundertelangen Verheimlichung liegen wahrscheinlich auch die unschuldigen Blicke der Seraphen begründet.
a) Im alten Ägypten spielten Kinder mit kleinen Sonnenscheiben (einer Art Frisbee)
b) Noch heute spielen Kinder mit Scheiben und Käfern
c) Die Verbildlichung der Sonne war der heilige Skarabäus
d) Kann es Zufall sein, dass im 20. Jahrhundert (unter dem Zeichen der Kunst) eine Fortbewegungsmaschine inForm des Skarabäus entwickelt und auch noch Käfer genannt wurde?
e) Steht dieser Fund im Zusammenhang mit der Enthüllung der Mona Lisa, des vitruvianischen Menschen undvor allem Tutanchamuns Thronsessel?
f) Hatte Raphael die Käfer selbst übermalt? Oder wurden sie später entfernt? Und wenn ja, warum?
Dies sind einige der elementaren Fragen, auf die wir noch keine Antworten haben. Die anfängliche Freilegung der beiden Käfer wurde von sogenannten VW-Experten durchgeführt und von der Volkswagen AG gesponsert. Wurde hier bewusst manipuliert? Eine genauere Betrachtung des Bildes könnte dieser Vermutung Recht geben.
Paul Klee
Der Goldfisch, Paul Klee, 1925, Ölfarbe und Aquarell auf Papier und Karton, 49,6 x 69,2 cm, Hamburger Kunsthalle, Hamburg
Suche Halt in dieser leeren Zeit. Bin kein Licht in dieser Dunkelheit. Wär so gerne einfach da, Einsamkeit macht unsichtbar
Unbekannt
Nighthawks, Edward Hopper, 1942, Öl auf Leinwand, 84,1 x 152,4 cm, Art Institute of Chicago, Chicago, Illinois
Wassily Kandinsky
Komposition VIII, 1923, Wassily Kandinsky, Öl auf Leinwand, 140 cm x 201 cm, Solomon R. Guggenheim Museum, New York
Die Zeit läuft Marathon – Ruhe ist ihr Ziel.
Unbekannt
Die Beständigkeit der Erinnerung, Salvador Dalí, 1931, Öl auf Leinwand, 24,1 x 33 cm, MOMA, New York
Alles ist gleich nur das Chaos ist anders.
Unbekannt
Vega 200, Victor Vasarely, 1968, Acryl auf Leinwand, 200 x 200 cm, Sammlung Michèle Vasarely 32
Blick zurück
Nach 60jähriger intensiver Forschung stehe ich heute, als 82jähriger Kunstarchäologe, auf dem Olymp meines Erfolges, ergriffen von der Sicherheit, mir einen Platz im Pantheon der Wissenschaft reserviert zu haben.
Bewusst und bescheiden habe ich mich lediglich auf die Zeiten zwischen dem 14. Jahrhundert v. Chr. und dem 20. Jahrhundert n. Chr. beschränkt.
Ein Leben lang grub ich in den Ablagerungen der Kunstgeschichte. Tonnen von Schutt aus falschen Theorien, von Fehldiagnosen, Täuschungen, Illusionen und Fälschungen musste ich beiseite räumen, um den Boden der Tatsachen freizulegen.
Was ich fand, lässt die uns bekannte Geschichte der Künste als bedeutungslos und nichtig erscheinen.
Fachkräfte (Kollegen) aus aller Welt zollen mir höchste Anerkennung. Voller Respekt und Selbstkritik begeben sie sich heute zurück in die Laufställe ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse. Auch ich blicke oft zurück auf die erste Stufe meines Erfolges und weiß: Unter dieser Stufe gibt es einen Keller!
Ein Gesamtkunstwerk
Exponate
Die hier gezeigten Kunstwerke sind nur ein Teil der gesamten Ausstellung. Weitere Arbeiten sind im Werden.
Medien
Werbung für die Ausstellung im Vorfeld: Prof. Hundertstein, der „ausgewiesene (fiktive Experte),“ stünde für Interviews, Talkshows, Vorträge und so weiter zur Verfügung
Vorbereitung des Ausstellungskatalogs
Pressetext und Anzeigenschaltung
Plakatierung und Einladungen
Ausstellungsgestaltung
Die „neuen Originale“ werden unter Einhaltung höchster Sicherheitsvorkehrungen gehängt, gestellt und installiert. Es werden bewusste Maßnahmen zur Sichtbarmachung von „Fakes“ ergriffen, wie z. B.: I. Panzerglas II. Laserscanner III. Absperrungen IV. Alarmanlagen V. Wachschutz und Bodyguards
Diese Instrumente sind echte bzw. authentische Bestandteile der Ausstellungsgestaltung.
Ausstellungseröffnung
Überraschung (Aktion)
Eröffnungsreden
Die lokalen Mediengestalter sollen motiviert werden, den Spaß mitzumachen und aus ihrer Sicht zu „berichten“.
Veranstaltungen / Veröffentlichungen
Führungen und Vorträge begleiten die Ausstellung. (Echte Wissenschaftler und Redakteure könnten mit einbezogen werden.) Zur Ausstellungseröffnung erscheint der Katalog.
IM ZEICHEN DER KUNST
Arbeitsschritte zur Erstellung der neuen Originale: I. Bestimmung der Originalformate und -materialien II. Nachbau der originalen Bilderrahmen III. Überarbeitung der Reproduktion und Gestaltung der Oberflächenstrukturen
In meiner akademischen Lehre ging es mir nicht nur darum, meinen Studierenden die notwendigen Kompetenzen und Fertigkeiten zu vermitteln, die sie für ihren späteren Beruf benötigten. Das ist zwar wichtig und auf eine Weise unverzichtbar, das „kann aber nicht alles gewesen sein.“ Kompetenzen und Fertigkeiten sind notwendig, aber nicht hinreichend, wenn man gestalten will. Da muss mehr sein.
Ich habe mich deswegen immer darum bemüht, in meiner Lehre mehr zu vermitteln als die Techniken des Modellbaus. Für mich ist der Modellbau nur durch den praktischen Bau von Modellen erlernbar, also durch den unmittelbaren Umgang mit dem Material, in der direkten Auseinandersetzung mit den Baustoffen und den Dimensionen, die das Räumliche bestimmen. Der Modellbau ist dabei auf seine ganz eigene Art eine Erkundung und Gestaltung der Welt. Einer Welt, wie wir sie als neugierige Menschen im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“ wollen.
Kreativität erschöpft sich nicht in der virtuosen Handhabung eines noch so mächtigen Grafik-Programms. Zur Anschauung gehört die sensuelle Erfahrung genauso dazu wie die räumliche Erfassung – die „Handhabung“ im ursprünglichen Sinne des Wortes ist notwendig, und „Handhabung“ in diesem Sinne bedeutet: „die Gegenstände in die Hand nehmen und etwas Neues damit tun.“
Auf dem Bildschirm sieht man das, was man schon kennt. Ganz gleichgültig, wie fortgeschritten und ambitioniert die 3D-Anwendungen und Werkzeuge der digitalen Modellierung auch sein mögen: Ich bin überzeugt davon, dass sich die Welt und das, was uns als Menschen von der Welt zugänglich ist, nur mit dem räumlich-realen Modell entdecken, rekonstruieren und neu gestalten lässt.
Mir ist dabei sehr wichtig, die grundlegende Voraussetzung allen Gestaltens hervorzuheben: „Nichts ist per se langweilig!“ – Warum ist das „grundlegend?“ Die Antwort liegt auf der Hand (! – wo sonst, könnte man fragen): Neugier auf das das, was wir sehen und wahrnehmen, ist eine der Voraussetzungen für den Umgang mit der Welt, wie wir sie kennen. Und sie ist die Voraussetzung für eine Welt, wie sie sein kann, wenn wir sie neu gestalten. Die Objekte, die es in unserer Welt gibt, können dabei auch Toilettenbürsten oder eine Architektur sein. Hauptsache, sie sind interessant. Und ich würde behaupten: „Wenn etwas langweilig aussieht, dann sieht man nur nicht richtig hin!“
Vielfalt und gestalterische Kraft entwickeln sich aus der Balance zwischen Handwerk und Inspiration, Muße und Müssen, Disziplin und Leichtigkeit. Das, was zunächst wie ein Widerspruch aussieht, ist gar keiner, sondern bildet gerade die Spannung, die die Dinge interessant und vielfältig macht.
Dabei ist „Vielfalt“ kein daher gesagter Modename für etwas, was man gar nicht exakt beschreiben kann. Vielfalt ist das Gegenteil von Einfalt – und Einfältigkeit ist für mich gleichbedeutend mit Langeweile. Da schließt sich der Kreis. Was gibt es denn Langweiligeres als einen Einfältigen, der sich auch noch für kreativ hält?