Die Lehre vom Architekturmodellbau

Die Lehre vom Architektur-
modellbau

100% digitalfrei

Ein Buch für Designer, Künstler,
Dekorateure, Lehrer, Innenarchitekten,
Bauingenieure, Architekten und Modellbauer,
voller kreativer Experimente,
ungewöhnlicher Materialgestaltungen,
und Verarbeitungstechniken.

Modellbau ist nur durch das Bauen von Modellen erlernbar. Modellbau in Form von Vorträgen oder Demonstrationen vermitteln zu wollen, hilft allenfalls Vorgänge zu beschreiben. Aus diesem Grunde wird die Form meiner Seminare weitgehend von einer Werkstattatmosphäre – in der die Studierenden individuell betreut werden – bestimmt. Somit ist die Möglichkeit gegeben, daß ein ständiger Austausch von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen unter den Studenten und Lehrenden stattfindet. Nicht unter Leistungsdruck, sondern durch Motivation, Inspiration und Spaß werden die Studierenden zum Ergebnis geführt.

In jedem Semester wird eine neue Aufgabe formuliert, wobei diese oftmals in zwei Phasen unterteilt wird. Nach der ernsthaften und disziplinierten Auseinandersetzung mit einem vorgegebenen Thema, folgt die Phase der freien, unterhaltsamen Interpretation. Der Schwerpunkt der Aufgabenstellung liegt nicht auf der naturgetreuen Wiedergabe von Architektur, sondern in den gestalterischen Zusammenhängen im Hinblick auf das ästhetische Erscheinungsbild. 

Zugunsten des sinnlichen Umgangs mit Material wird auf die Anwendung von industriellen bzw. computerunterstützten Fertigungstechniken wie z.B. CNC Fräse, 3D Druck, Wasserstrahlschneiden, Holographie, Lasertechnik, Ätztechnik, Galvanisierung oder Stereolithographie bewusst verzichtet. Über die handwerkliche Auseinandersetzung mit den traditionellen Werkstoffen und Techniken hinaus ist der experimentelle Einsatz von nicht modellbautypischen Materialien und Verarbeitungstechniken Bestandteil der Lehre.  Über das Experiment und die Entwicklung von Methode finden die Studierenden zur Gestaltung. Im Mittelpunkt steht also der analoge gestalterische Modellbau. Das Modell als Bild. Die dreidimensionale Komposition von Form, Farbe und Material. Der sinnliche Umgang mit Materialien, Formen, Strukturen und Gestaltungstechniken.

Die Frage, wann ein Modell zum Objekt, zur Skulptur oder Plastik wird, sollte – wenn sie auch nicht immer beantwortet werden kann – doch zumindest gestellt werden.Ziel meiner Modellbaulehre ist es, die individuellen Vorhaben der einzelnen Studenten (Subjektivität) zu fördern und durch den Einsatz von Gestaltungsprinzipien (Objektivität) die Idee als räumliche Realität im Modell sichtbar zu machen und damit im Zusammenspiel von Handwerk und freier Kreativität zur dreidimensionalen Kommunikation zu führen.

Pflicht und Kür

Nachbau und freie Interpretation von klassischen Architekturelementen

Klassische Fensterelemente

Herstellungstechniken und Nachbau von Architekturelementen

Einzelne Elemente und deren Herstellungstechnik
Modell

Freie Interpretation

Säule und Profilelemente
Ideenskizze
Modell

Schnelle Modelle

Beispiele Schnelle Modell
Beispiele Schnelle Modelle

Detailmodell einer Tragkonstruktion

Sir Norman Foster

Nachbau von Architekturmodellen aus der Bauhauszeit

Aufbau des Modells
Modell Erich Mendelsohn

Nachbau von gotischen Stilelementen

Modellbeispiele
Skizze Modellelemente

Gipsprofile

Ziehtechniken…

Materialstudien

Dreidimensionale Interpretation von zweidimensionalen Kunstwerken

Arbeitsmodell
Präsentationsmodell René Magritte

Formfindung von Schalen

Umgebungsmodelle: Abstraktion, Reduktion und Konzentration

Holz
Holz – Kohle
Weißmodell
Graphikmodell

Form – Material – Gestaltung – Experiment

Form – Material

Die Abstraktion ist das beherrschende Thema in der Modelldarstellung. Man befindet sich auf einer ständigen Gratwanderung zwischen der gestalterischen Reduktion und der Ideenvermittlung. Zwischen der Idee und dem Zeigen liegt die Gestaltung.

Auf der Suche nach der räumlichen Komposition, nach konstruktiven Zusammenhängen oder nach der Formfindung ist der Umgang mit den architektonischen Grundelementen Körper – Fläche – Linie eine sinnvolle Gestaltungshilfe. Durch das unbeirrte Spiel von Licht und Schatten können die formalen Zusammenhänge dieser Elemente an Weißmodellen, unbeeinflusst von Materialität, Farbe und Struktur, untersucht werden. Ziel ist die räumliche Komposition, die reine Formfindung. In dem Moment, in dem Material eingesetzt wird, beginnt eine weitere Phase der Gestaltung.

Denn ein anderer Weg zur Formfindung wäre der Einsatz von Materialien, ihren Strukturen, Farben und ihren Eigenschaften von Anbeginn. So werden die Materialien und ihr Ausdruck, Ausgangspunkt der Gestaltungsfindung, der uns die Dominanz der Materialität gegenüber der Formalität vor Augen führen kann.

Material – Gestaltung

Neben der Bearbeitbarkeit ist die Ästhetik des Materials Hauptbestandteil der Materialgestaltung. Jedes Material, an der richtigen Stelle eingesetzt, hat seine absolute Berechtigung. Die Materialbestimmung hat für Modell und Design immer einen Auftrag: Sie sollte das Konzept im Wesentlichen unterstützen.

Neben der Wahl der Materialien ist der Umgang mit ihnen das Wichtigste. Im Sinne des Konzeptes und seiner gestalterischen Umsetzung, sind die Eigenschaften und die Ästhetik eines Materials ebenso relevant wie die Bearbeitungstechnik, die eine unsichtbare oder bewusst sichtbare sein kann. Entweder wir unterwerfen uns den Eigenschaften des Materials und steigern dessen eigene Ästhetik oder wir zwingen es respektlos in andere Formen, entmaterialisieren es und inszenieren den Bearbeitungsduktus. So kann die Bearbeitungstechnik zum Mittel der Gestaltung werden.

Gestaltung – Experiment

Im Umgang mit Materialien und Formen suchen wir die ideale Komposition. Die Form verlangt das Material – das Material verlangt die Form. Im Zusammenspiel dieser beiden Faktoren wird die Entwicklung des Bildgedankens zum zentralen Thema. In der analytischen Vorgehensweise, im Prozess des Suchens und Findens, in der Entwicklung des dreidimensionalen Modells werden Bildinhalte entdeckt, erforscht, erkannt, entschieden, formuliert, reflektiert…  Es werden Strukturen, Rhythmen, Verläufe, Anordnungen… festgelegt oder verworfen, und Spannungen, Harmonie, Gegensätzlichkeit oder Ruhe werden Teil einer Komposition.

Die Geschichte der Gestaltung, aus vielen subjektiven Erfahrungen entstanden, hat eine Anzahl objektiver Gestaltungsgesetze hervorgebracht, die in der alltäglichen Rede von Gestaltung eine eher geringe Bedeutung haben. Denn reden wir von Gestaltung, so meinen wir hauptsächlich Zeitgeist und modischen Trend. Aufgabe ist es, in der zeitgemäßen und aktuellen Gestaltungslehre die Gesetzmäßigkeiten der Geschichte zu beachten. So besteht die Hoffnung, dass die heutige Gestaltungsfindung nicht morgen schon von gestern ist. 

Wesentlicher Bestandteil der Gestaltungsfindung ist das Experiment, das kreative Jonglieren mit Fragen und Antworten, mit Wissen und Unwissen.

Technik Tiefziehen

Lufthansa-Teller

Schachspiele

Zink und Blei
Stahl und Messing

Kaltes Buffet

Inhaltsverzeichnis

  • Meine Lehre 
  • Nachbau und freie Interpretation 
  • von klassischen Architekturelementen 
  • Modelltypen 
  • Modellstile 
  • Präsentationsmodell
  • Entwurf und Umsetzung 
  • Maßstäbe 
  • Form – Material – Gestaltung – Experiment 
  • Materialstudien 
  • Bau von Umgebungsmodellen mit der Vorgabe der Abstraktion, Reduktion und Konzentration 
  • Holz 
  • Kleinteile 
  • Nachbau von Architekturmodellen der Bauhauszeit für die Ausstellung „Der Schrei nach dem Turmhaus“ im Bauhausarchiv Berlin 
  • Modellaufbau 
  • Modellarten 
  • Detailmodelle von Fassaden und Tragkonstruktionen 
  • Liniendarstellung 
  • Sandstrahlen 
  • Frottage 
  • Farbgebung 
  • Entwurf und Nachbau von vier verschiedenen Architekturbaukästen auf der Basis eines gemeinsamen Rasters 
  • Schleifen 
  • Räumliche Interpretation von zweidimensionalen Kunstwerken 
  • Ahnung – Realität – Illusion 
  • Abstrakte Darstellung von Baum und Landschaft 
  • Abstrakte Darstellung von Haus und Landschaft 
  • Formfindung von Schalen und Tragwerken 
  • Formentwicklung mit Latexfolie 
  • Pappkuppel 
  • Entwicklung und Bau von Architekturschachspielen
  • Metallverarbeitung 
  • Ein Experiment 
  • Nachbau von gotischen Stilelementen 
  • Porzellin 
  • Gips 
  • Gipsprofile 
  • Reproduktion durch Gießtechnik 
  • Entwicklung von Messeständen und Produkten für die Lufthansa 
  • Verformen thermoplastischer Kunststoffe 
  • Polystyrol 
  • Acrylglas 
  • Makrolon 
  • Kleben 
  • Schnelle Modelle 
  • Schnelle Modelle in den Maßstäben 1:1000, 1:500 und 1:200 
  • Tennispokale – Entwürfe – Prototypen 
  • Kaltes Buffet 
  • Material und Verarbeitung 

Die in diesem Buch gezeigten Arbeiten sind ausschließlich Arbeiten von Studentinnen und Studenten.

240 Seiten / 186 farb- und 142 schwarz-weiß Abbildungen, begleitet von erläuternden Texten

Bestellung per Mail: burkhard@burkhardluedtke.de

Das Buch „Modell-Architektur-Design,“ das die Inhalte meiner Modellbaulehre aufzeigt, war im Jahr 2017 der Auslöser für die Gründung der Lehre „Modell und Gestaltung“ an der ETH Zürich. Mein Dank geht an Alessandro Tellini, dem ich für seine Lehre „Modell und Gestaltung“ alles Gute wünsche.