Die größten Errungenschaften der europäischen Geschichte entstanden im antiken Griechenland. Sie leben in unseren Dichtungen und Dramen weiter. In unseren naturwissenschaftlichen und philosophischen Gedanken sind sie allgegenwärtig. In den Künsten bleiben sie Vorbild und in den Wissenschaften sind sie ein fester Bestandteil. Wir sollten sie pflegen.
In der Baukunst gilt der Zeustempel als eines der vollkommensten Werke. In hervorragender Art und Weise vermittelt er die Harmonie der Gegensätze und seinen klassischen Charakter.
Als jahrelanger Hochschullehrer am Institut für Architektur der TU Berlin und als Liebhaber der griechischen Antike sehe ich mich in der Verpflichtung, allen Interessierten im internationalen Miteinander diese Baukunst zu vermitteln. Ich will in Zusammenarbeit mit jungen Menschen diese großartige architekturgeschichtliche Errungenschaft neu ins Bewusstsein rufen und für unsere Zukunft sozial, bildungspolitisch und unterhaltsam begleiten.
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Der Zeustempel von Olympia
Neueste archäologische Erkenntnisse am Tastmodell
Dargestellt wird der Zeustempel im Maßstab 1:25, also in einer Größe von ca. 3000 x 120 x 80 cm. Grundlage sind die neuesten archäologischen Erkenntnisse. Aus didaktischen Gründen wird auf einen Teil der Säulen, der Cellamauer, des Gebälks und des Dachs verzichtet. Dies ermöglicht einen Einblick in das Innere des Modells.
Es soll nicht nur „gezeigt“ werden: Eine über Jahre hinweg an der Technischen Universität Berlin entwickelte Technik mit einer eigens entwickelten Materialverbindung wird den Zeustempel von Olympia im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“ machen. So können alle Menschen die antike Baukunst begreifen und mit den Händen „sehen.“ Die Eigenschaften dieses besonderen Materials vermitteln – bezogen auf Haptik und Temperatur – den natürlichen Eindruck einer steinernen Architektur.
Holz- und Steinkonstruktionen werden unterschiedlich dargestellt. Die Beständigkeit des Materials hat sich an dem von uns geschaffenen Tastmodell des Berliner Reichstages unter Beweis gestellt, das über einen Zeitraum von mehr als 17 Jahren von rund 1,5 Millionen Besuchern begriffen wurde und immer noch begriffen wird – ohne jeden Qualitätsverlust.
Götter zum Anfassen
Die Berliner Bildhauerin Hanne Braun wurde mit der räumlichen Interpretation der Zeichnung beauftragt. Entstanden ist eine bemerkenswerte 60 cm hohe skulpturale Bildhauerarbeit.
Im Inneren des Tempels thront die Skulptur des Zeus, erschaffen vom berühmtesten Bildhauer seiner Zeit: Phidias kreierte mit seiner Statue des mächtigsten Gottes im griechischen Götterhimmel eines der Sieben Weltwunder der Antike. Wilhelm Dörpfeld, einer der bedeutendsten Archäologen des 19./20. Jahrhunderts, hat uns seine Rekonstruktionszeichnung des Kunstwerks hinterlassen.
Wir haben diese Rekonstruktionszeichnung räumlich interpretiert. In unserem Tempelmodell von Olympia präsentiert sich Zeus erstmalig dreidimensional – würdevoll und dennoch nahbar, weil „begreifbar“ für alle. Eine Gottheit zum Anfassen.
Die Europäische Kultur auf Reisen
Das Modell zeichnet sich durch seine barrierefreie Rezipierbarkeit aus und wirbt für ein soziales Miteinander in Bildung, Geschichte, Kultur, Politik und Sport… und wäre bereit für eine Weltreise. Inspiriert – nicht zuletzt durch die erfolgreichen Paralympischen Spiele der letzten Jahre – soll auf diese Weise die Tempelbaukunst und mit ihr die Wiege der europäischen Kultur zum ersten Mal nicht nur für Sehende sondern auch für blinde Menschen zugänglich und erfahrbar gemacht werden.
Die Olympischen Spiele
Die Geschichte der Olympischen Spiele begann am Heiligen Hain von Olympia. Hier setzt sie sich bis heute fort: Alle vier Jahre entzündet sich an dieser geschichts- und kulturträchtigen Stelle
„Das friedlichste Feuer der Welt“
Alle vier Jahre wird das olympische Feuer in das Land „getragen,“ in dem die Olympischen Spiele ausgerichtet werden. Das Modell des Zeustempels könnte an diesem jeweils neuen Austragungsort ausgestellt werden. Es erinnert durch seine Gegenwart an die Geburtsstätte der Olympischen Spiele und macht diese Gegenwart erfahrbar und wahrnehmbar. Diese Gegenwart wird über die Sinnesgrenzen hinweg vermittelt. Symbolisch verweist das Modell dabei auf den Ursprung der europäischen Baukultur. Der Olympische Geist spiegelt sich wieder in der dreidimensional ausformulierten und haptisch erfahrbaren Ausarbeitung des Tempels. So teilen blinde Menschen wie auch Sehende die Erfahrung, nicht nur sportlich, sondern auch kulturgeschichtlich „dabei zu sein.“